Sitzt du manchmal auch einfach vor diesem weißen Bildschirm und guckst – halb fasziniert halb entsetzt – zu, wie der Cursor schon seit 10 Minuten blinkt? So ein bisschen wirkt das kleine Biest ja wie ein Ausrufezeichen, das dir sekündlich zuruft: Schreib, schreib, schreib, …!

Jahaaa, denkst du vielleicht, als ob das immer so einfach wäre mit dem Losschreiben.

Und weil du diese unangenehme Situation unbewusst vermeiden möchtest, wirst du immer schlagartig müde, hungrig, wasauchimmer, sobald du dich zum Schreiben hinsetzt. Und so schiebst du das Schreiben immer weiter hinaus und es kommen ständig rein “zufällig” andere wichtige Dinge dazwischen. Und da du dir mit dieser Vermeidungsstrategie immer wieder beweist, dass du “einfach nicht weißt, wie du anfangen sollst”, legst du das Schreiben deiner Texte am Ende vielleicht komplett zu den Akten …

Ok, STOPP! Puh, was war DAS denn gerade für ein deprimierender Filmausschnitt?! Lass uns da erst gar nicht so tief drin versacken, sondern lieber dafür sorgen, dass es DIR nicht so ergeht.

Warum ist der Schreib-Anfang eigentlich so schwer?

Was bei vielen von uns dahintersteckt, wenn wir den Einstieg ins Schreiben nicht finden: der innere Kritiker und Kontrolletti, der uns noch vor dem ersten geschriebenen Wort ganz kirre macht mit zugezischten Anmerkungen wie:

  • Du musst VORHER schon ganz genau wissen, was du schreibst!
  • Jedes Wort muss direkt KORREKT / PERFEKT / RICHTIG sein. Ist es das nicht, muss es SOFORT verbessert werden.
  • Und hey, vergiss auch nicht: Eigentlich kannst du gar nicht schreiben, du hattest in der 10. Klasse in Deutsch eine 4!

Krasse Spaßbremse, der Typ! Klar, er meint’s ja auch nur gut. Aber unser innerer Creator denkt sich bei solchen Ansagen dann halt:

Ok, keinen Bock auf diesen Stress. Macht das mal schön ohne mich (oder einfach gar nicht).

Wie du es trotzdem schaffst, “einfach mal” loszuschreiben

Manche von uns sind die geborenen Drauflosschreiber:innen: Denen reicht es, sich vorher das Thema zu überlegen und zack, legen sie los, versinken im Flow und tauchen irgendwann super happy wieder auf, um noch für ein letztes bisschen Feinschliff zu sorgen.

Wenn du nicht zu diesen Glücklichen gehörst (was vermutlich der Fall ist, sonst hättest du gar nicht erst bis hier gelesen), präsentiere ich dir jetzt meinen Zaubertrick, mit dem ich mich selbst immer wieder zum Einfach-Anfangen-und-Losschreiben motiviere:

Schritt 1

Ich stelle meinen inneren Planer (die logisch und strategisch denkende linke Hirnhälfte) zufrieden, damit er sich gar nicht erst als Kritiker aufspielen muss. Und zwar, indem ich ihn einfach vor dem Schreiben Container bzw. Rahmen bauen lasse. Sprich: Er darf sich überlegen,

  • welche Unterthemen ich in dem Text behandeln will,
  • welche Fragen meine Soulclients dazu haben
  • und welche Infos da grob reingehören.

Manchmal notiere ich mir dazu schon erste Zwischenüberschriften als Arbeitstitel und packe ein paar Stichpunkte dahinter. Das freut den Planer besonders, weil er so das Gefühl bekommt, alles im Griff zu haben und mich nicht später beim Schreiben oberlehrerhaft (als innerer Kritiker) kontrollieren zu müssen.

Schritt 2

Jetzt kommt der spaßige Teil: Innerhalb dieser Rahmen bzw. Container erlaube ich meinem inneren Creator komplett kreativ auszurasten, denn hier fühlt er sich so glücklich und zum Spielen eingeladen wie in einem Sandkasten.

Er darf einfach inspiriert und frei alles rausfließen lassen, was ihm dazu einfällt. Er darf mit Worten jonglieren, Sätze spielerisch vor sich ausbreiten und voller Freude – einfach, weil es Spaß machen darf, aus sich heraus zu schreiben – Texte wie Sandburgen bauen.

Hierbei gibt’s wirklich nur eine Regel: In diesem Schritt ist Korrigieren absolut verboten! Denn hier geht’s nur drum, alles erstmal ungefiltert rausfließen zu lassen.

 Vorteile:

  • In diesem Schritt aktivierst du deine rechte Gehirnhäfte, die für Kreativität und fürs Erzählen zuständig ist und durch die sich auch gerne deine innere Stimme (hallo Schreibstimme) ausdrückt.
  • Du produzierst richtig schnell eine große Menge an Text. Und es ist so viel entspannter, etwas zu bearbeiten, das schon da ist, als total gehemmt immer nur weiter auf den blinkenden Cursor auf dem weißen Bildschirm zu starren.

Ok, und wie wird am Ende ein genialer Text draus?

Haha, diese Frage hat jetzt gerade dein innerer Kontrolletti gestellt, richtig?

Also, natürlich darfst und sollst du sogar abschließend nochmal deinen so entstandenen Text mit der Logik der linken Hirnhälfte bearbeiten, sprich:

  • Fehler korrigieren,
  • Text formatieren,
  • evtl. Ergänzungen machen,
  • kürzen
  • und checken, ob die Struktur des Textes so passt und ob er gut lesbar und verständlich ist.

Und dann, OMG, hast du einen fertigen Text, den du direkt veröffentlichen kannst. Und das nicht obwohl, sondern gerade weil du zwischendurch deinem verspielten Creator komplett das Feld (den Sandkasten) überlassen hast.

Einladung zum Spiel

Ich liebe es dich einzuladen, einfach mal neue Wege auszuprobieren. Und ich ahne, dass es auch bei dir einen Text gibt, der eigentlich schon ganz lange geschrieben werden möchte, aber bisher keine Lust auf die stressigen Vibes des Kritikers hatte.

Also, nimm dir ein paar Minuten Zeit dafür, wie oben in Schritt 1 beschrieben die Container für deinen Text zu bauen, und lass dann wie in Schritt 2 alles hineinfließen, was deine Schreibstimme dir spielerisch diktiert. Anschließend gehst du nochmal drüber und fertig ist der Text, den du vielleicht schon seit Monaten vor dir herschiebst.

Darf es wirklich so einfach sein, das Schreiben? Aber hallo!

Muss es nicht irgendwie schwer, mühsam, stressig sein (wie wir das vielleicht in der Schule gelernt haben? Nöhö.

Ich freu mich sehr, wenn du mir eine kurze Rückmeldung im Kommentar gibst, wie du mit diesen 2 Schritten klargekommen bist. Oder ob es bei dir an etwas ganz anderem liegt, dass du gar nicht erst anfängst zu schreiben.